Low Dose Naltrexon / LDN
Low Dose Naltrexon (LDN) stellt die Anwendung des seit 1984 zugelassenen Wirkstoffes Naltrexon in einem Bruchteil der üblichen Dosierung dar. Man könnte es auch unter dem Begriff des Microdosing verwenden, was im Bereich der Nutzung von z:B. LSD gebräuchlich ist- allerdings besteht für LSD keine Zulassung als Medikament in Deutschland! Naltrexon wurde zur Entzugsbehandlung und Rezidivprophylaxe von Heroinabhängigen und dann bei Alkoholabhängigen entwickelt und angewendet. Dies üblicherweise in Dosierungen zwischen 50 mg und 150 mg /d.
Low Dose Naltrexon (LDN) wird hingegen in ca. einem hundertstel der ursprünglichen Dosierung (entsprechend 0,5 bis 4,5 mg/d) verwendet. Die Wirkdauer an den Rezeptoren wird dadurch deutlich verkürzt, sodaß die körpereigene Produktion von Endorphinen gesteigert wird und ihre positiven Wirkungen auf Schmerz, Müdigkeit und Immunsystem entfalten können.
Schmerzen bei Fibromyalgie und Muskelschmerzen könnten dadurch reduziert werden. Ebenso wird LDN / low dose naltrexon in der symptomatischen Behandlung der CFS (chronic fatigue Syndrom, chronisches Müdigkeitssyndrom bzw. chronisches Errschöpfungssyndrom ) und ME (myalgische Enzephalomyelitis ) mit Erfolg bei ca. 50% der Betroffenen Patienten mit CFS / ME eingesetzt. Da die Symptome des Post Covid Syndroms / Long Covid Syndroms denen der CFS bzw der Fibromyalgie ähneln, könnte hier eventtuell bei Versagen der schulmedizinischen Behandlungen ein Therapieansatz liegen.
Nebenwirkungen von Naltrexon, die auch auf LDN übertragen werden können:
Die häufigsten mit Naltrexon berichteten Nebenwirkungen sind gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall und Bauchkrämpfe. Diese unerwünschten Wirkungen sind analog zu den Symptomen eines Opioid-Entzugs, da die μ-Opioid-Rezeptorblockade die gastrointestinale Motilität erhöht.
Es wurde berichtet, dass Naltrexon Leberschäden verursachen kann, wenn es in höheren als den empfohlenen Dosen verabreicht wird. Für diese seltene Nebenwirkung gibt es einen Warnhinweis der FDA. Aufgrund dieser Berichte führen einige Ärzte vor der Verabreichung von Naltrexon und danach in regelmäßigen Abständen Leberfunktionstests durch. Bedenken hinsichtlich einer Lebertoxizität ergaben sich ursprünglich aus einer Studie mit nicht süchtigen, fettleibigen Patienten, die 300 mg Naltrexon erhielten. Nachfolgende Studien haben eine begrenzte oder keine Toxizität bei anderen Patientengruppen und bei typischen empfohlenen Dosen wie 50 bis 100 mg/Tag ergeben.
Naltrexon sollte erst nach mehreren (typischerweise 7-10) Tagen Abstinenz von Opioiden begonnen werden. Dies ist auf das Risiko eines akuten Opioid-Entzugs zurückzuführen, wenn Naltrexon eingenommen wird, da Naltrexon die meisten Opioide von ihren Rezeptoren verdrängt. Die Zeit der Abstinenz kann kürzer als 7 Tage sein, abhängig von der Halbwertszeit des eingenommenen Opioids. Einige Ärzte verwenden einen Naloxon-Test, um festzustellen, ob bei einer Person noch Opioide vorhanden sind. Dabei wird eine Testdosis Naloxon verabreicht und auf Opioid-Entzug überwacht. Wenn ein Entzug auftritt, sollte Naltrexon nicht verabreicht werden.
Ob Naltrexon Dysphorie, Depression, Anhedonie oder andere aversive Effekte als Nebenwirkungen verursacht, wurde untersucht und überprüft. Überraschenderweise scheint Naltrexon in diesen Bereichen nur minimalen bis keinen unerwünschten Einfluss zu haben.
Naltrexon selbst erzeugt bei normalen Probanden in der Forschung selbst bei hohen Dosen nur eine geringe oder gar keine psychoaktive Wirkung, was bemerkenswert ist, wenn man bedenkt, dass das endogene Opioidsystem für die normale hedonische Funktion wichtig ist. Da endogene Opioide in das Belohnungssystem des Gehirns involviert sind, wäre es vernünftig, die Hypothese aufzustellen, dass Naltrexon anhedonische oder dysphorische Effekte erzeugen könnte. Obwohl einige Hinweise aus kleinen, frühen Studien darauf hindeuten, dass Patienten mit einer Vorgeschichte von Opiatabhängigkeit anfällig für dysphorische Effekte als Reaktion auf Naltrexon sein könnten (Crowley et al. 1985; Hollister et al. 1981), waren die Berichte über solche Effekte uneinheitlich. In den meisten großen klinischen Studien mit genesenden Opioidabhängigen wurde kein negativer Effekt von Naltrexon auf die Stimmung festgestellt (Greenstein et al. 1984; Malcolm et al. 1987; Miotto et al. 2002; Shufman et al. 1994). Einige Studien haben sogar Verbesserungen der Stimmung im Verlauf der Behandlung mit Naltrexon gefunden (Miotto et al. 1997; Rawlins und Randall 1976).
Andererseits wurde festgestellt, dass Naltrexon das Gefühl sozialer Verbundenheit verringert. Die Berichte darüber, ob Naltrexon die angenehmen Effekte des Musikhörens verringern kann, sind widersprüchlich.
LDN / Low dose naltrexon in der Schmerztherapie
Low dose naltrexon / LDN ist in der Anwendung bei Schmerzen ein sogenanntes off label Medikament. Deshalb werden die Kosten durch die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nicht übernommen.
Bei dieser Medikation erfolgt unsererseits eine Aufklärung im ärztlichen Gespräch, wie dies bei einer Nutzung von Medikamenten ausserhalb der ursprünglichen Indikation notwendig ist. Die LDN Einnahme erfolgt in der Regel 1x täglich abends.
Wichtig ist: es dürfen keine Opiate (d.h. auch kein Tramadol und kein Tilidin) eine Woche vor und während LDN Einnahme genommen werden. Auch sollten weder Immunsuppresiva noch Immunstimulanzien eingenommen werden, da LDN / low dose naltrexon über den während der Therapie gesteigerten Endorphinspiegel zu einer Beeinflussung des Immunsytems kommen kann.