Procain in der Schmerztherapie
Procain ist ein seit über 100 Jahren (1905) auf den Markt gekommenens Medikament (Handelsname früher Novocain), das als Lokalanästhetikum (vom Ester Typ) sein ursprüngliches Einsatzgebiet hat. Es wurde von den Brüdern Huneke 1950 in das Behandlungskonzept der Neuraltherapie eingeführt und hat seither dort seinen hohen Stellenwert in der Störfeldbehandlung und Segmenttherapie beibehalten. die Anwendung von Procain hat auch in der Schmerztherapie einen Wert, auch wenn dieses Lokalanästhetikum einige Nachteile in der örtlichen Betäubung hat, was die Penetration in Körpergewebe und die Wirkdauer betrifft. Als Lokalanästhetikum wurde Procain deshalb von anderen Stoffen wie Lidocain, Benzocain, Prilocain u.a. verdrängt. Procain wird im Blut und im Körpergewebe durch die Pseudocholinesterase abgebaut, und muß nicht durch die Leber oder Nieren ausgeschieden werden. Procain hat einen Durchblutungs-steigernden und antieentzündlichen Effekt und wirkt regulierend auf das autonome Nervensystem. Deshalb wird es in der Schmerztherapie auch bei Schmerzerkrankungen eingesetzt bei der Schmerzen durch eine Beteiligung des sympathischen Nervensystems verursacht sind. Procain kann bei Durchblutungsstörungen ( paVK), CRPS ( Morbus Sudeck), Polyneuropathien und Neuralgien, aber auch bei Migräne und Clusterkopfschmerzen eingesetzt werden.
Wie bei jedem Medikament besteht die Möglichkeit, daß eine Allergie gegenüber Procain besteht. Deshalb wird vor einer Behandlungseinheit eine allergische Reaktion zuvor ausgetestet. Da wir davon ausgehen, daß ein grosser Teil von Allergien nicht durch das Medikament selbst, sondern durch die häufig vorhandenen Konservierungsstoffe hervorgerufen wird, verwenden wir nur Ampullen ohne Konservierungsstoffe. Speziell der in den 50er Jahren eingesetzte Zusatz von Adrenalin scheint die beschriebenen Nebenwirkungen der intravenösen Procain Basen Infusionen verursacht zu haben. In einer Studie / Anwendungsbeobachtung die 2018 veröffentlicht wurde, traten keine relevanten Nebenwirkungen auf. Es wird vermutet, daß der positive Effekt von Procain Infusionen bei Schmerzen nicht auf der lokalanästhetischen Wirkung, sondern auf die zentralnervösen Effekte zurückzuführen ist. Wenn sie mehr über die Anwendungsbeobachtung wissen wollen, finden Sie unter dem Titel: "Langanhaltende Besserung von somatischen und psychovegetativen Störungen unter Procain-Infusionen: Eine multizentrische Anwendungsbeobachtung" mehr Informationen
Procain Basen Infusion
Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit Procain in Blutgefässe intravenös oder intraarteriell zu applizieren. Zur Verbesserung der peripheren Wirksamkeit kann dabei Procain, Natriumhydrogencarbonat / Natriumbicarbonat als Puffersubstanz hinzugefügt wird, was dann als Procain Basen Infusion bezeichnet wird. Die Procain Basen Infusion stellt eine off label Anwendung ausserhalb der zugelassenen Anwendung von Procain dar. Off Label Anwendungen von Medikamenten werden von den Krankenkassen nicht erstattet und die Aufklärung über die Anwendung einer Procain Basen Behandlung muß im ausführlichen ärztlichen Gespräch erfolgen und dokumentiert werden. Bei Durchblutungsstörungen durch einer Verengung der Beinarterien (paVK), die die "Schaufenster Krankheit" verursacht, können wir Procain direkt in und um die betroffenen Arterien anwenden. Bei diffusen Schmerzbildern wie z.B. bei der Fibromyalgie oder des CFS - chronic fatigue Syndrom (chronischen Müdigkeitssyndrom, chronisches Erschöpfungsyndrom) wird die Procain Basen Infusion in eine Vene infundiert.
Da nach einer multizentrischen Anwendungsbeobachtungin 2018 von intravenösen Infusionen von Procain ohne Natriumbicarbonat mit langanhaltenden positiven Effekten durchgeführt wurde, muß man davon ausgehen, daß die positive zentralnervöse Wirkung von Procain nicht von der basischen Pufferlösung abzuleiten ist. Wir werden die positiven Ergebnisse dieser Studie in unser therapeutisches Konzept einfliessen lassen.