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Testosteronmangel bei Opiateinnahme (OPIAD opioid induced androgen deficiency)

Was haben Opiate und Testosteronmangel miteinander zu tun? Viele Männer klagen unter Opiateinnahme über Erschöpfbarkeit, depressive Verstimmung, Impotenz und Libidoverlust sowie über eine Schmerzzunahme. Meistens denkt man zunächst an Nebenwirkungen des Opiates ( und es ist egal ob  das ein schwaches Opiat wie Tramadol oder Tilidin ist oder stärekere Opiate wie Morphin, Oxycodon, Fentanyl, Buprenorphin oder Methadon u.a.). Häufig ist es aber gar nicht das opiathaltige Schmerzmittel selbst, das diese Probleme verursacht, sondern die Wirkung des Opiats auf die Hormonachse (Gonadoliberin und luteinisierendes Hormon) von Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) zu den Gonaden  (Hoden, Eierstöcke). Bei Männern führt dies zu einem Schrumpfen der Hoden (Hypogonadismus) mit verminderter Testosteronproduktion - bei Frauen vor der Menopause zu Zyklusunregelmässigkeiten. Bei Männern ist das Störungsbild des Opioid induzierten Androgenmangels (engl: OPIAD opioid induced androgen deficiency) offensichtlicher und lässt sich gut im Blutserum nachweisen. Wenn der Testosteronmangel über einen längeren Zeitraum besteht, kann dies vor allem auch negative Effekte auf die Muskelmasse und die Knochendichte haben. Muskelschwäche / Muskelschmerzen und Osteoporose können eine mögliche Folge des Testosteronmangels sein und müssen dann diagnostiziert werden. Zusätzlich können Opiate selbst zu einer opiatinduzierten  Schmerzzunahme (Hyperalgesie) führen, speziell nach langfristiger Einnahme von opiathaltigen Schmerzmitteln und im laufe einer Reduktion der Dosis. Deshalb sollte immer einem retardierten Opiat der Vorzug gegeben werden.

Behandlung des Opiat-induzierten Testosteronmangels (OPIAD)

Ist ein Testosteronmangel auf eine Opiateinnahme zurückzuführen, wäre es schön Mann könnte auf dieses Schmerzmittelgruppe verzichten und auf eine andere Schmerzittelgruppe auzuweichen. In der Praxis ist das häufig kein realistisches Szenario.

Zunächst einmal müssen die Testosteronspiegel an zwei unterschiedlichen Tagen bestimmt werden, da es im Tagesverlauf deutliche Schwankungen gibt. Die Bestimmung der Hypophysenhormone ist ebenfalls sinnvoll um Erkrankungen der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) selbst auszuschliessen. Die Befragung zu Sexualität, Stimmung, Belastbarkeit und Veränderungen an Hoden und Brust gehören ebenfalls zum Standard. Viele Urologen kennen sich mit dem Bild des opiatinduzierten Testosteronmangels nicht aus. Die Abklärung und Begleitung gehört dennoch auch in andrologische / urologische Hände, weil bei jungen Männern die Gabe von Testosteron die Spermienbildung negativ beeinflussen kann. Bei älteren Männern muß die Prostata bezüglich einer Krebserkrankung im Auge behalten werden. Neuere Studien über zusammenhänge zwischen Prostatakrebs und Testosteronsubstitution scheinen zu zeigen, daß eine Testosterongabe kein Krebswachstum in der Prostata fördert. Dennoch sollten bei Männern unter Testosteronsubstitution z.B. auch die PSA (Prostata Spezifisches Antigen) Werte kontrolliert werden. Testosteron kann man sich selbst auf die Haut als Gel täglich applizieren oder alle drei Wochen intramuskulär spritzen.  Es gibt allerdings auch die Möglichkeit mit natürlichen Stoffen (Ginseng Erzeugnisse) und Nahrungsanpassung sowie moderatem Kraftsport den Testosteronspiegel zu erhöhen. Mehr dazu im folgenden Video.