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Disulfiram Wirkung

Disulfiram auchTetraethylthiuramdisulfid (TETD) genannt, das mit dem Handelsnamen Antabus in Apotheken auf Rezept erhältlich ist bzw. war, wurde bzw. wird seit ca 60 Jahren in der Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigen eingesetzt. Es wirkt über einen Mechanismus, bei dem der Abbau von Alkohol in der Leber geblockt wird. Dies führt so zu einer Anreicherung von Acetaldehyd. Dieser Stoff führt zu sehr unangenehmen Wirkungen, wenn zu  Disulfiram / Antabus gleichzeitig Alkohol konsumiert wird. Es entsteht dann  ein sogenanntes Acetaldehydsyndrom mit Übelkeit, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall, Hautrötungen aber im schlimmsten Fall auch zu Angina Pectoris (Herzkranzgefässverengung) bis hin zu Herzinfarkt führen kann. Die Einnahme von Disulfiram hat in Studien gezeigt, daß es über ein psychisches Moment in vielen (ca 50% ) der Alkohoholabhängigen zu eine Abstinenz führen kann.

Disulfiram /Antabus muß langsam und einschleichend gesteigert werden. Alkoholkarenz ist zwingend einzuhalten. Vorerkrankungen der Leber und des Herzens sind auszuschliessen. Bei der Einnahme von Disulfiram / Antabus  müssen die Leberwerte initial engmaschig kontrolliert werden. Bei Krebserkrankungen scheint Disulfiram hemmend auf das Krebswachstum zu wirken. Ebenso werden positive Wirkungen bei chronischen Infekten wie der Lyme Borreliose beschrieben. Ebenso eine positive Wirkung auf Parasiten.

 

Disulfiram bei Krebs

Daß der Einsatz von Disulfiram / Antabus bei Krebserkrankungen  wachstumshemmend auf die Krebszellen wirkt, scheint jetzt auch klinisch nachweisbar zu sein. Im Deutschen Ärzteblatt hat dies auch schon 2017 zu einem entsprechenden Artikel geführt. Aus  Disulfiram wird Dithiocarb gebildet und dierser Stoff verbindet sich mit Kupfer. Diese Komplex aus Dithiocarb und Kupfer reichert sich  dann in Tumorzellen an. Dieser Komplex bindet sich an ein Molekül (NPL4) in der Tumorzelle und blockiert damit einen Stoffwechselvorgang in der Krebszelle . Diese Krebszellen sind dann in  ihrem Wachstum gehemmt. Deshalb scheint die Wirkung von Disulfiram bei gleichzeitiger Gabe von Kupfer verstärkt zu werden. Die Einnahme von Disulfiram zur Behandlung von Krebserkrankungen hat jedoch keine Zulassung. Deshalb geschieht die Verordnung von Disulfiram / Antabus zur  Behandlung von Krebs als "off label use" Medikament. Das bedeutet, daß zum Einen die Kosten für Antabus / Disulfiram von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen wird, zum Anderen, daß die Verantwortung der Einnahme dieses Medikaments auch beim Patienten selbst liegt. Weder Arzt / Ärztin noch der Hersteller von Disulfiram können für Nebenwirkungen haftbar geacht werden. In FDeutscland ist Antabus seit 2011 nicht mehr imHandel.In anderen Ländern Europas ist das Medikament deutlich günstiger zu erwerben. In Frankreich kosten 20 Tabl  a 500 mg (Handelsname: Esperal) ca. 3,00 € in Deutschland 100 Tabl Antabus a 200mg ca. 168,00€ !

 

 

Disulfiram / Antabus bei Borreliose?

Möglicherweise steht mit Disulfiram / Antabus ein Medikament zur Verfügung, das über einen noch unbekannten Mechanismus eine antibakterielle und antiparasitäre Wirkung entfalten kann. Zumindest scheint dies in Laborexperimenten nachweisbar zu sein, was aber noch lange nicht bedeutet, daß dies auch am Patienten wirksam ist.

folgende Studienvorbereitung zum Einsatz von Disulfiram bei"chronischer Borreliose" wurde aus dem Englischen übersetzt : Good clinical Practice network:  Sie soll Mitte 2022 abgeschlossen sein.

Die Lyme-Borreliose, die durch die Spirochäte Borrelia burgdorferi verursacht wird, ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in den Vereinigten Staaten. Nach einem Biss durch eine infizierte Zecke bemerken die Patienten in der Regel einen sich ausbreitenden Hautausschlag und grippeähnliche Symptome. Die meisten Patienten erholen sich nach einer Erstbehandlung mit Antibiotika wie Doxycyclin oder Amoxicillin vollständig. Einige Patienten erholen sich jedoch nicht vollständig oder ihre Symptome kehren innerhalb weniger Monate nach Abschluss der Antibiotikabehandlung zurück. Zu den häufigen anhaltenden Symptomen gehören Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Taubheit, Kribbeln, brennende Schmerzen und Veränderungen der Stimmung, des Gedächtnisses oder der geistigen Klarheit. Diese Symptome können Monate bis Jahre nach der Behandlung anhalten und werden, wenn sie mit funktionellen Beeinträchtigungen einhergehen, in der Fachwelt als "Post-Treatment Lyme Disease Syndrome (PTLDS)" bezeichnet. Die Patienten hingegen bezeichnen diese Konstellation anhaltender Symptome in der Regel als "chronische Borreliose". Es gibt mehrere mögliche Erklärungen dafür, warum Patienten anhaltende Symptome haben, darunter eine anhaltende Infektion und postinfektiöse Veränderungen, die durch die vorherige Infektion ausgelöst wurden. Wissenschaftler haben kürzlich entdeckt, dass Disulfiram im Labor die Mikroben, die die Lyme-Borreliose verursachen, wirksam abtötet. Disulfiram ist besser bekannt unter dem Namen "Antabuse". Es ist eine von der FDA zugelassene Substanz, die Alkoholikern hilft, dem Alkoholkonsum zu widerstehen. Besonders bemerkenswert ist, dass Disulfiram nicht nur die sich aktiv replizierenden Lyme-Bakterien (d. h. diejenigen, die in der Regel durch verschiedene Antibiotika abgetötet werden), sondern auch die relativ schlafenden oder ruhenden Lyme-Bakterien (diese werden als "medikamententolerante Persister" bezeichnet) abtötete - diese letzteren Spirochäten sind diejenigen, die für die Entwicklung chronischer Lyme-Borreliose-Symptome verantwortlich sein können. Diese erste Pilotstudie konzentriert sich auf Patienten mit anhaltenden Symptomen, obwohl sie die Standard-Antibiotikatherapie (oder mehr) gegen Borreliose erhalten haben. Da die Sicherheit von Disulfiram bei Patienten mit Borreliose in der Vorgeschichte bisher noch nicht untersucht wurde und die Forscher die optimale Behandlungsdauer für Disulfiram nicht kennen, soll in dieser ersten Studie in erster Linie die Sicherheit bewertet und festgestellt werden, ob eine längere tägliche Behandlung wirksamer ist als eine kürzere tägliche Behandlung. Die Forscher schlagen daher eine kleine 14-wöchige randomisierte, placebokontrollierte Pilotstudie vor, an der 24 Patienten mit anhaltenden Symptomen trotz vorheriger Antibiotikabehandlung gegen Borreliose (bekannt als Post-Treatment Lyme Disease Syndrome) teilnehmen. Von den 24 mit Disulfiram behandelten Patienten wird die Hälfte 8 Wochen lang Disulfiram erhalten, die andere Hälfte erhält eine kürzere Disulfiram-Dauer von 4 Wochen, gefolgt von 4 Wochen mit einem entsprechenden Placebo. Nach der 8. Woche werden die Patienten 2 Wochen lang keine Tabletten mehr einnehmen, um die primäre Bewertung in Woche 10 und dann weitere 4 Wochen lang die Nachbewertung in Woche 14 vorzunehmen. Es handelt sich um eine doppelt verblindete Studie, bei der weder Arzt noch Patient wissen, welcher Behandlungsgruppe der Patient zugewiesen ist. Mit dieser ersten Studie können die Prüfärzte die Nebenwirkungen, die Verträglichkeit und erste Anzeichen für die Wirksamkeit von Disulfiram bei der Verringerung der Symptome bei den 24 untersuchten Patienten bewerten. Die Ergebnisse dieser Studie werden den Prüfärzten Anhaltspunkte dafür liefern, ob eine größere endgültige randomisierte Studie durchgeführt werden sollte und welcher Behandlungsplan optimal ist.Leider ist bei einem Medikament wie Disulfiram, das seit 70 Jahren auf dem Markt ist, kein Pharmaunternehmen bereit Studien zu finanzieren.

Es ist jedoch festzuhalten, daß  weder der Einsatz von Antibiotika über einen längeren Zeitraum noch der Einsatz von Disulfiram /Antabus den Leitliniene der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) entspricht und auch die Erkrankung einer "chronischen Borreliose"  durch die DGN verneint wird.